Strom sparen: Boiler ausschalten oder anlassen?

Ob es sinnvoll ist einen Boiler auszuschalten hängt davon ab, wie lange kein Warmwasser benötigt wird und wie groß die Speicherkapazität ist.
Boiler ausschalten oder anlassen, um Strom zu sparen?
Boiler ausschalten oder anlassen, um Strom zu sparen? – Quelle: Stiebel Eltron

Häufig liest man den Energiespartipp man solle seinen Warmwasserboiler ausschalten, um Geld zu sparen. Doch wie viel lässt sich damit wirklich einsparen?

💡 Zusammenfassung

  • Benötigt man für mehrere Tage kein Warmwasser, ist es sinnvoll einen Boiler auszuschalten
  • Tägliches Aus- und Einschalten ist nur bei Kleinspeichern mit 5 oder 10 Litern bedingt sinnvoll. Denn das Einsparpotential ist gering. Deshalb muss jeder individuell entscheiden, ob es den Aufwand wert ist.

Zur Erklärung:

Die Temperatur des Warmwassers im Inneren des Boilers ist deutlich höher als die Temperatur der Raumluft. Laut den physikalischen Gesetzen der Wärmelehre strömt Wärme immer in der Strömungsrichtung von warm nach kalt.

Trotz einer sehr guten Isolierung, gibt ein Warmwasserspeicher mit der Zeit Wärme an die Umgebung ab. Infolgedessen sinkt die Wassertemperatur im Warmwasserspeicher.

Damit die Temperatur jedoch konstant gleich bleibt, heizt ein Boiler immer wieder nach. Wie viel Strom für das Nachheizen benötigt wird, kann man im technischen Datenblatt an der Kennzahl Bereitschaftsenergieverbrauch ablesen.

Bereitschaftsenergieverbrauch

Der Bereitschaftsenergieverbrauch gibt an wie viele Kilowattstunden innerhalb von 24 Stunden notwendig sind, um das Wasser konstant warm zu halten. (Typischerweise bei 60 °C oder 65 °C).

Moderne Geräte haben beispielsweise folgenden Bereitschaftsenergieverbrauch:

  • 5 Liter Boiler bei 65 °C ≈ 0,20 kWh pro 24h
  • 80 Liter Boiler bei 65 °C: ≈ 0,67 kWh pro 24h
  • 200 Liter Boiler bei 65 °C:  ≈ 1,40 kWh pro 24h

Greifen wir uns exemplarisch einmal den 80 Liter Boiler heraus, um herauszufinden, wie viel Strom wir durchs Abschalten sparen könnten:

Strom sparen durch Ausschalten beim 80 Liter Warmwasserboiler?

Der Bereitschaftsenergieverbrauch eines 80 Liter Boilers liegt bei einem modernen Modell etwa bei 0,67 kWh am Tag. Der Boiler ist also gut isoliert, sodass man pro Tag nur 0,67 kWh aufwenden muss, um die Temperatur zu halten.

Umgekehrt bedeutet das, dass er bei Abschaltung innerhalb von 24 Stunden um circa 7 °C abkühlt.

Die Ersparnis hält sich jedoch in Grenzen, da das Wasser anschließend natürlich wieder erhitzt werden muss.

Die mögliche Einsparung durch Ausschalten stammt lediglich daher, dass laut Newtons Gesetz der Abkühlung bei höheren Temperaturen mehr Energie durch Strahlungswärme abgegeben wird.

Energiespartipp: Um Energie zu sparen, ist es daher empfehlenswert den Boiler nur auf 60 °C bis 65 °C einzustellen, da bei höheren Temperaturen aufgrund der höheren Differenz zur Außentemperatur der Wärmeverlust höher ist.

Schematische Abbildung zu Newtons Gesetz der Abkühlung: Je größer der Temperaturunterschied, desto mehr Wärmeübertragung findet statt. – Quelle: Acervo Lima

Ob die Temperatur im 80 Liter Boiler nun aber 65 ° oder 58 °C nach 24 Stunden Abschaltung beträgt, macht keinen großen Unterschied bei der Wärmeabgabe.

Deshalb halte ich es für nicht sinnvoll einen 80 Liter Warmwasserboiler abzuschalten, wenn ich am nächsten Tag wieder Warmwasser benötige.

Abschalten im Urlaub sinnvoll

Jedoch ist es sinnvoll den Boiler auszuschalten, wenn man ihn längere Zeit nicht nutzt. Bei einem 2 Wochen Urlaub kann man immerhin 2,08 € sparen:

Beispielrechnung 2 Wochen Urlaub:

Option 1: Boiler ausschalten

Wenn man zwei Wochen im Urlaub ist, würde sich das Wasser im Boiler auf etwa 20 °C Raumtemperatur abkühlen. Ist man aus dem Urlaub zurück und schaltet den Boiler ein, müsste dieser die 80 Liter wieder auf 65 °C erhitzen wofür etwa 4,18 kWh notwendig sind.

Option 2: Boiler eingeschaltet lassen:

Wer den Boiler dagegen eingeschaltet lässt, benötigt dafür 14 Tage * 0,67 kWh = 9,38 kWh.

Die Ersparnis ist somit 9,38 kWh – 4,18 kWh = 5,2 kWh. Bei einem Strompreis von 0,40 Euro pro Kilowattstunde hätte man somit 2,08 Euro gespart.

Ausschalten beim 5 Liter Warmwasserboiler sinnvoll?

Tägliches Aus- und Einschalten bei Kleinspeicher mit 5 oder 10 Litern, wie sie häufig in der Küche oder im WC verwendet werden, kann bedingt sinnvoll sein.

Denn hier ist der Bereitschaftsenergieverbrauch im Vergleich zum Erwärmungsenergieverbrauch sehr hoch. Daher kann es sich lohnen das Gerät abzuschalten, wenn man es nur einmal täglich benötigt.

Um 5 Liter Wasser von 10 °C auf 65 °C zu erwärmen sind etwa 0,32 kWh notwendig. Ein 5 Liter Boiler hat allerdings bereits einen Bereitschaftsenergieverbrauch von 0,20 kWh.

Wie viel Energie damit tatsächlich eingespart werden kann, kann ich hier nicht berechnen, da mir der Wärmeübergangskoeffizient eines Warmwasserspeichers nicht bekannt ist. Ich würde aber schätzen, dass die Ersparnis bei einem Strompreis von 0,40 Euro ungefähr bei 2 bis 3 Cent pro Tag liegt, sodass man aufs Jahr 7 bis 11 Euro spart.

Ob es einem den Aufwand Wert ist dafür eine Zeitschaltuhr zu kaufen oder das Gerät 365-Mal an- und auszuschalten, muss jeder selbst entscheiden.

Richtig Energiesparen beim Boiler

Um den Stromverbrauch beim Boiler zu senken und somit Geld zu sparen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Den mit Abstand größten Effekt erzielen Sie durch Reduktion der Warmwassermenge, beispielsweise mit einem Sparduschkopf. Weitere Tipps finden Sie im Artikel Boiler Strom sparen.

Fördert das Ausschalten die Keimbildung im Wasser?

Laut Umweltbundesamt können sich Legionellen in Trinkwasser bei Temperaturen von 20 bis 55 °C auf gesundheitlich bedenkliche Konzentrationen vermehren.

Die Vermehrung der Bakterien wird insbesondere durch lange Speicherzeiten im Boiler begünstigt. Die Temperatur sollte nach Angaben der Verbraucherzentrale daher nicht dauerhaft unter 55 °C abgesenkt werden, um Energie zu sparen.

Darüber hinaus sollte man den Warmwasserboiler regelmäßig auf mindestens 60 °C erhitzen, um eine Vermehrung der Legionellen zu verhindern. Besser sind jedoch 70 °C, um auch bereits vorhandene Legionellen abzutöten.

Trinken ist dabei übrigens weniger gefährlich als Duschen, denn die Bakterien gelangen durch Aerosole (vernebeltes Wasser) beim Duschen in die Lunge.

Über den Autor
Johannes Peter
Johannes Peter
Johannes Peter verbindet sein umfangreiches Wissen im Bereich der Heizungs- und Sanitärtechnik mit einer Leidenschaft für das Schreiben. Sein Ziel ist es, komplizierte technische Zusammenhänge einfach und verständlich zu erklären, um Hausbesitzer aufzuklären und zu unterstützen.